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Im Fokus #5:
GERHARD KUBASSA im Atelier und in der Kunstgießerei
"Space is the breath of art", Frank Lloyd Wright
Mit dem englischen Wort space lässt sich gut zusammenfassen, worum es Gerhard Kubassa in seiner Kunst geht:
primär um Zwischenräume, die er findet oder schafft, um Lücken, die er füllt, um Platz, der gewonnen wird. Aber auch um reale Räume, die etwa in seinen Collagen gezeigt werden. Und um Freiräume, die er sich für oder durch seine Kreativität schafft.
Es geht um Raumerweiterungen und -empfindungen und um die Erweiterung von Formen. Letztere schafft er, indem er Teile ausschneidet und sie dann nach außen hin auf dem Blatt ergänzt. Somit geht nichts von der ursprünglichen Fläche verloren, aber eine zusätzliche Konturlinie wird gewonnen (siehe Atelieraufnahme mit den blauen Papierarbeiten).
Das Blatt "Tor" ist ein gutes Beispiel aus dieser Serie.
Gerhard Kubassa spielt mit dem Wechsel von der Zwei- zur Dreidimensionalität; mit einfachen zeichnerischen Mitteln suggeriert er zusätzliche Tiefe.
Die zweiteilige Bronze "Einsicht" (Insight) aus der Serie "Koordinatensysteme" ist ein Verweis auf die drei Achsen des Koordinatensystems. Beide Elemente lassen sich variabel positionieren und schaffen Zwischenräume.
Die große Werkserie "between", ist von solchen Zwischenräumen geprägt. Aus Schwunglinien, die schon früh das Werk des Künstlers geprägt haben, werden Schwungschnitte. Interessante Fotografien - auch aus Kunst- und Architekturbüchern - werden durch diese spannende Technik in der Mitte geteilt und verschoben. Die so entstandene freie Fläche füllt und erweitert Gerhard Kubassa mit gezeichneten Gebilden, die aus dem Zwischenraum zu drängen scheinen und somit eine Verdoppelung des Bildmotivs suggerieren.
Immer auf der Suche nach neuen Variationen von Schnitt und Zeichnung für eine bestmögliche Wirkung sind in den letzten Jahren zahlreiche Werke der Serie entstanden. "Was mich fasziniert sind die Körper, die entstehen und die Verdopplung des Hintergrundes. Wie wenig benötigt doch das Auge, um sich den Rest vorzustellen. [...] Teilweise werden die Räume zum Körper, teilweise werden die Zwischenräume zum Körper vor dem Hintergrund." (G. Kubassa)
Die zweiteiligen Holzskulpturen ("Cubeform", "Eins" und "Leiter") folgen auch diesem Prinzip. Aus dem Schwungschnitt wird allerdings ein Drehschnitt. Während die geraden Flächen des Holzes schwarz lackiert sind, zeigen die jeweiligen Schnittflächen noch ihre Holzmaserung.
Gerade die Arbeit mit Holz zeigt auch die Vorliebe des Künstlers für das Organische, Gewachsene. Zweige und die Y-Form der Astgabeln inspirieren Gerhard Kubassa schon lange zu zahlreichen Werken. Auch die wenigen Einblicke in sein Atelier, das sich bei Mürzzuschlag in der Steiermark befindet, zeigen dies. Für seine Serie "growing bodies", die ihn schon sehr lange beschäftigt und die er jetzt auch im Alugussverfahren umsetzen möchte, nehmen gebogene Äste die Form von Gesichtern oder Körpern an.
So ergab sich für mich vor dem Besuch im Atelier noch die Gelegenheit, den Künstler bei dieser Arbeit mit der Kamera zu begleiten.
In der Kunstgießerei Feiner im niederösterreichischen Wartmannstätten konnte ich den Prozess vom Ausfräsen des vorbereiteten Motivs bis zum fertigen Aluguss kennenlernen. Ein paar Aufnahmen zeigen Gerhard Kubassa bei dieser Arbeit, mehr dazu wird Ende August anlässlich eines "Kunstgusstages" bei Feiner (ehemals Kunstguss Wagner) zu sehen sein.
Michaela Seif
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