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Im Fokus #3:
BIRGIT ZINNER im Atelier
Gleich zwei unterschiedliche Ateliers sind nötig, damit Birgit Zinner ihre aufwendig gefertigten Holzobjekte schneiden und anschließend farbig gestalten kann. Während der Arbeit mit der Stichsäge fällt reichlich Staub an; der Auftrag der Acrylfarbe jedoch benötigt eine saubere Umgebung.
Das Atelier im 5. Wiener Gemeindebezirk bietet ihr Platz fürs Entwerfen, Lackieren, Montieren ihrer Werke, aber auch fürs Präsentieren und Lagern der zahlreichen und teils recht großformatigen und vielfach dreidimensionalen Arbeiten.
Und genau in diesem Atelier besuche ich sie besonders gerne und war auch neulich wieder Gast, wo mir die Künstlerin gleich von der herausfordernden Arbeit mit Aluplatten erzählt hat, aus denen sie anlässlich eines größeren Projektes drei Monate lang ihre Objekte geschnitten, geschweißt, gebogen und lackiert hat.
Birgit Zinner stammt aus dem westlichen Niederösterreich, lebt jedoch schon lange in Wien. Bereits seit 1986 arbeitet sie daran, ihre Werkserien, die als Teile eines sehr großen Gesamtkonzepts zu verstehen sind, in den so genannten "Overviews" auch visuell darzustellen.
Serien gibt es mittlerweile sehr viele, mit der letzten, den so genannten "Kelas" hat sich die Künstlerin schließlich auch einmal die relative Biegsamkeit von Aluminiumteilen zunutze gemacht.
Mein persönliches Lieblingsstück im Atelier ist das große und vielschichtige und auf einem blauen Eisenrahmen positionierte Holz-Objekt "Der Floh" (2004/2024), dessen Inneres auch einige Spiegelelemente enthält. Jetzt durfte ich es wieder einmal im Atelier bewunden, denn bereits vor einigen Jahren konnte ich es in einer meiner Ausstellungen zeigen.
Der Reichtum an Formen und Farben sind neben der hohen handwerklichen Qualität ganz charakteristisch für die Werke von Birgit Zinner. Sie ergänzen einander, aber jedes einzelne Objekt, egal wie klein oder groß es geworden ist, trägt sein eigenes Wesen. Unverwechselbar und doch wieder Teil eines großen Ganzen, in das sich auch die Künstlerin selbst einfügt und bisweilen den Eindruck vermittelt, mit ihrer Kunst zu einer großen Inszenierung zu verschmelzen.
In ihrerer letzten Publikation "Kunst mit Wesen" schreibt Birgit Zinner: "Mein Kunstwerk ist ein Wesen, das von mir als Künstlerin manisch mit unterschiedlichen Materialien, Schweiß, Wissen, Geschick, Gefühlen und Gedanken, Berechnungen, Formen, Fehlern usw. angefüttert wird und das, obwohl eine innige Beziehung besteht, dennoch nicht entschlüsselbar und fassbar ist." Sie betont weiters die Wichtigkeit von Widersprüchen und unterschiedlichen Perspektiven, die Berücksichtigung von Einflüssen auf das Kunstwerk. "Mein Kunstwerk tritt in Kontakt, in Beziehung, verändert sich, ist lebendig."
Michaela Seif
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